Liebe Schwestern und Brüder!
Immer mal wieder werde ich gefragt: Ja, wo ist denn Gott? Wo kann ich ihn erleben? Am heutigen Gründonnerstag kann die Antwort nur heißen: Da wo du mit anderen das Brot teilst und ihnen die Füße wäscht!
Das klingt banal und gar nicht heilig oder göttlich. Und doch ist dies die Mitte unseres Glaubens.
Es schmerzt mich sehr, daß wir durch die Coronakrise die feierliche Erinnerung an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern nicht gemeinsam in der Kirche begehen können.
Jesus hat dabei die menschlichen Verhältnisse auf den Kopf gestellt.
Er – der Herr und Meister – hat gegen alle Sitten den Jüngern die Füße gewaschen. Eigentlich hätte es genau anders herum sein müssen. Doch ihm war wichtig zu zeigen: Ich bin euer Diener und der Diener aller Menschen! Und wenn ihr zu mir gehören wollt, dann TUT DIES GENAUSO.
Und bei Tisch hat er das Brot und den Becher mit Wein, die immer auf dem Tisch standen, den Jüngern gereicht und gesagt: DAS BIN ICH! Esst mich und trinkt mich dann haben wir die vollkommene Gemeinscha ft (COMMUNIO) miteinander.
TUT DIES ZU MEINEM GEDÄCHTNIS. In diesem Jahr können wir in der Abendstunde nur auf vernünftige Distanz den Gottesdienst miteinander feiern – das Internet und das Fernsehen machen es möglich.
Doch es ist noch mehr möglich: Die Verbundenheit mit Jesus im Gebet und im Hören auf sein Wort aus der Bibel und Jesu Bereitschaft zum Dienen, zum Dasein für die anderen, können sich auch in diesem Jahr in unser Herz legen. Und gerade die Coronakrise lockt zur Phantasie und zur Kreativität um Nähe zu schenken und spüren zu lassen: Angefangen von Telefonaten, Briefen, SMS und andere Nachrichten über gemeinsames Singen in der Nachbarschaft und ganz konkrete Hilfen beim Einkaufen für Ältere und Hilfsbedürftige. ..
Auch das ist Jesus, auch wenn es scheinbar nicht draufsteht.
Auch das ist Gott, ganz nah bei uns, der uns zusammenführt.
Auch das ist Communio – Gemeinschaft mit IHM in der Mitte.
Die derzeitige Krisenstimmung, das persönliche Wohlbefinden und die weltweite Wirtschaftskrise sind damit nicht mit einem Schlag gelöst. Aber wir wissen: Gott ist da, er lässt uns nicht allein und geht mit uns durch dunkle Stunden.
Pfarrer Ludger Plümpe