Impulse

Impuls Ostersonntag

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Längst hat sich herumgesprochen, dass in diesem Jahr an Ostern vieles anders sein wird, auch in der Kirche. Die langen Lesungen der Osternacht, die uns sonst stufenweise zu dem Ereignis der Auferstehung hinführen, entfallen. Auch auf das Osterfeuer müssen wir verzichten. Ebenso auf die Kerzen, den festlichen Gesang des Kirchenchores und das feierliche Alleluja! Da kann es schon passieren, dass uns der Kern dieses Festes aus dem Blick gerät. Trotzdem bleibt auch in diesem Jahr das Osterfest der Höhepunkt unseres Glaubens. Das ist eigentlich verwunderlich; denn keiner ist bei der Auferstehung selbst dabei gewesen. Uns ist lediglich durch Augen- und Ohrenzeugen übermittelt worden, dass in der ersten Osternacht Jesus von den Toten auferstanden ist. Maria von Magdala hat morgens früh am leeren Grab mit dem auferstandenen Jesus gesprochen. Die zweifelnden Apostel sind ihm am Abend des ersten Ostertages im Abendmahlssaal und eine Woche später zusammen mit Thomas begegnet. Die enttäuschten Jünger auf dem Weg nach Emmaus reden mit ihm „mit brennendem Herzen“.  Die Apostel haben verschiedene Begegnungen mit dem Auferstandenen gehabt. Am See Genezareth haben sie sogar mit ihm zusammen gegessen und getrunken. Diese Begegnungen waren auch für die Apostel unerwartet und neu, obwohl sie schon viele Jahre mit Jesus zusammengelebt hatten.

Haben sie sich die Auferstehung nur eingebildet? Waren sie nur religiöse Phantasten, die mit der Realität des Todes am Ende des Lebens nicht zurechtkamen? Abgesehen davon, dass die Berichte über die Begegnungen mit dem Auferstandenen von den unterschiedlichsten Leuten stammen und zu ganz verschiedenen Zeiten stattfanden – eine Massenpsychose scheidet damit aus – lässt dies auch die Psyche der Apostel nicht zu. Sie waren gestandene Männer, Familienväter, Realisten, die klar denken konnten und mit Paulus sogar fanatische bekennende Ablehner dieser Auferstehungsbotschaft.  

Hätten sie nur in einem Anfall von trotzigem Lebenswillen die Auferstehung Jesu erfunden, hätten sie wohl kaum dafür ihr ganzes Leben eingesetzt. Alle Apostel – unter ihnen waren auch einige Frauen – waren von den Begegnungen mit dem Auferstandenen so elektrisiert, dass sie gar nicht anders konnten, als diese Botschaft an andere weiterzusagen. Und so ist die Botschaft vom Sieg des Lebens über den Tod bis 2020 hier zu uns nach Wanne-Eickel gekommen. Unsere Aufgabe ist es nun, die Osterbotschaft nicht einzumotten oder mit allerlei Aktivitäten zu überdecken, sondern sie wie die Christen vor uns an andere weiterzusagen. Die Osterbotschaft fordert uns auf, zu Protestlern gegen den Tod zu werden - getragen von dem „Fürchte dich nicht!“ und das in einer Welt, in der einem von allen Seiten ein „Fürchte dich“ entgegenschallt. Immer wieder sehe ich schon jetzt Vorboten der Auferstehung, Zeichen, dass die Liebe stärker ist als der Tod: wenn ein Kind geboren wird, wenn ein Freund mit mir aushält, was schwer auszuhalten ist, wenn mitten in all der Unsicherheit und Angst, die uns zurzeit umfängt, mir jemand Mut zuspricht und mir sagt: „Ich lasse dich nicht allein!“

Ein Zeichen für dieses neue Leben ist die Osterkerze, die wir in der Osternacht entzünden und in die dunkle Kirche tragen. Dort soll die Osterbotschaft im wahrsten Sinne des Wortes aufglühen und die scheinbar immer dunkler werdende Welt von innen heraus hell machen. Das ist dann schon heute ein Ausblick auf das, was einmal sein wird: der Himmel steht für immer offen. Zerbrochenes wird wieder heil! Tränen werden getrocknet! Überall herrscht Gerechtigkeit und Friede! Dass Ihnen in diesem Jahr Ihr ganz persönliches Osterlicht aufstrahlen und Ihr Leben so ein wenig heller wird, das wünscht Ihnen

            

                          Pastor Burkhard Pepping.